ZNS-
SPEKTRUM

Home
Neu Archiv Titel-
Beiträge
Patienten

Bücher

Audio
visuelle Medien
Impressum
 
Web www.zns-spektrum.com

 

Ratschläge für Betreuer

 

Sich als Betreuer vor Depression schützen: Informieren Sie sich eingehend über das Krankheitsbild der Demenz. Denn informierte Betreuer scheinen seltener oder weniger ausgeprägt depressiv zu erkranken. Möglicherweise hilft sachliche Information, die eigenen Kompetenzen als Betreuer realistischer einzuschätzen und sich dementsprechend weniger hilflos zu fühlen, wirklichkeitsnahe Zukunftserwartungen zu entwickeln und angemessene Vergleiche anzustellen. Vor Depression bewahrt auch die Strategie, entschieden gegenüber dem Demenz-Kranken aufzutreten, im Umgang mit dem Leiden einen tieferen Sinn zu sehen und die Erwartungen an den Patienten zu verringern.

 

Angemessen optimistisch bleiben: Die Diagnose einer Demenz bedeutet nicht zwangsläufig, daß das Leiden gleichmäßig fortschreitet. So gibt es mitunter Verläufe, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit über ein Jahr lang stabil bleibt. Vorhersagen lassen sich lediglich nach folgender Grundregel treffen: Je schwerer ein Patient gleich zu Beginn seines Leidens geistig beeinträchtigt ist, um so wahrscheinlicher ist es, daß die Erkrankung weiterhin rasch voranschreitet. Weniger stark betroffene Personen kann man dagegen eher beruhigen. Als Betreuer sollte man immer daran denken, daß Begleiterkrankungen (Infektion, Herzkrankheit, Depression) eine Demenz verschlechtern können. Die erfolgreiche Behandlung des Begleitleidens läßt dann auch eine Besserung der Demenz erwarten.

 

Vorstellungen von Demenz relativieren: Die Konzentration besonders schwerer Demenz-Verläufe in Pflegeheimen und die fast ausschließliche Behandlung problematischer Aspekte der Demenz in Wissenschaft und Literatur erzeugen die Vorstellung, als gehe Demenz zwangsläufig mit Unruhe, Eigensinnigkeit, sexueller Enthemmung und Aggressivität einher. Tatsache ist jedoch, daß der Krankheitsprozeß bei sehr viel mehr Betroffenen in den fortgeschritteneren Stadien zu einer milden euphorischen Stimmung führt, in der sie in einer freundlich-zugewandten seelischen Grundverfassung sehr leicht zu heiteren Reaktionen imstande sind. Diese Patienten werden dann meist von einem verläßlichen Strom zugewandter Gefühle getragen und lösen wenig Zweifel und Schuldgefühle bei ihren Betreuungspersonen aus.

 

Nicht alles der Demenz anlasten: Auch für normales Altern gilt, daß es „typische“ Persönlichkeitszüge eines Menschen stärker hervortreten läßt. Warum soll für alternde Demenz-Kranke etwas anderes gelten? Allerdings neigt bei ihnen die Umwelt dazu, zugespitztes Verhalten als dramatisch zu erleben. Erinnert man sich an frühere Persönlichkeitseigenschaften eines Dementen, dann macht manches unverständlich wirkende Verhalten mitunter sogar Sinn, da ähnliche Verhaltensweisen früher erfolgreich vom Kranken zur Lebensbewältigung eingesetzt worden waren. So sind manche vermehrt umher wandernde Demenz-Kranke schon in „gesunden Zeiten“ aktivere Menschen gewesen, die sich überdurchschnittlich engagierten, viele Lebenskrisen zu bewältigen hatten, auf Streß verstärkt motorisch reagierten und überhaupt bewegungsbetonter lebten. Wiederum andere Demente waren bereits vor ihrer Erkrankung verhaltensauffällige und sozial schwierige Menschen, geistig Behinderte oder psychisch Kranke. Mit dem Verlust geistiger Fähigkeiten durch die Demenz nimmt bei diesem Personenkreis auch die bislang noch mögliche Selbstkontrolle ab, während sich gleichzeitig auffällige oder krankhafte Persönlichkeitsanteile relativ verstärken.