USA. Nicht einmal bei einem Drittel
aller depressiven älteren Patienten erkennen Notdienst habende Ärzten
das seelische Problem. Fragt man sie, ob sie eine Depression als
wahrscheinlich ansehen, so ähnelt ihre Trefferquote eher einem
Lotteriespiel. Letztlich raten sie nur 13 Prozent der depressiven älteren
Patienten, sich eingehender psychisch untersuchen und betreuen zu
lassen. Offenbar schätzen sie Depressionen als relativ bedeutungslos
ein. Denn selbst in Kenntnis der Depression würden nur 18 Prozent der
Ärzte ihre ursprüngliche Vorgehens- und Behandlungsstrategie
revidieren.
Diese ernüchternden Feststellungen treffen
S. W. Meldon und Mitarbeiter im Rahmen einer prospektiven Studie an der
Notfallabteilung eines städtischen Krankenhauses. Nacheinander
untersuchten die diensthabenden Ärzte 101 Patienten im Alter von
mindestens 65 Jahren, die sich in der Notfallabteilung vorstellten. Ihre
Diagnosen wurden mit dem Ergebnis eines vom Patienten auszufüllenden
Screeningtests für Depression verglichen. Immerhin 30 Prozent der
geriatrischen Patienten erfüllten die Kriterien einer Depression, wobei
die Ärzte bei weniger als einem Drittel dieser Kranken die Depression
auch erkannten.
S.
W. Meldon et al.: Recognition of depression in geriatric ED patients by
emergency physicians. Annals of Emergency Medicine 1997 (30) 442-447