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Wege aus Angst und Panik (Teil 3)

Sich nicht in die Angst verlieben

Wie andere mächtige Gefühle trübt auch die Angst das Bewußtsein. Vieles verschwindet wie hinter einem Schleier und schirmt die Betroffenen damit von der Welt ab. Sie müssen sich nicht mehr mit deren Vielfalt und Problemen beschäftigen. Damit ist Angst ein unbewußter und meist ungewollter Ausweg für jene, die sonst keine Auswege mehr sehen. Man kann in der Angst auch eine Revolte gegen die Realität sehen, bei der die Aufmerksamkeit ganz von der Umwelt auf die eigene Person (in Form der Symptome) gelenkt wird und nicht mehr für andere Aufgaben zur Verfügung steht („Flucht aus dem Leben“). Die Symptome ersetzen meist das „Liebesleben“, wenn auch eher in Form eines sehr unbefriedigenden „Ersatzlebens“. Angst läßt sich somit auch als (berechtigte) Sorge verstehen, das Leben zu versäumen („Hunger nach Leben“). Sie fordert heraus, etwas anders zu machen.

 

Durch Fremdbeobachtung lernen und sich von der eigenen Person ablenken

Menschen mit Angst sind meist Experten der Selbstbeobachtung. Sie beugen dieser Gefahr vor, indem Sie in der Art eines Forschers einige Wochen lang systematisch andere Menschen und deren Verhalten genau beobachten. Auf diese Weise hören Sie auf, sich selbst dauernd in den Mittelpunkt der Welt zu stellen. Gleichzeitig erweitern Sie erneut Ihre Sinne und Interessen. Außerdem lenken Sie sich auf sinnvolle Weise davon ab, sich in krankmachender Weise nur mit sich selbst zu beschäftigen. Wer lernt, genau zu beobachten, schützt sich damit auch vor Verallgemeinerungen, zu denen Angstkranke durchweg neigen.

 

Die Angst gezielt hervorlocken und etwas „bewirken“

Angst geht immer mit dem Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit einher, das sich im Symptom der „Ohnmacht“ bzw. des Schwindels ausdrücken kann. Die Betreffenden leiden darunter, in ihrer Umwelt nichts bewirken zu können. Häufig haben sie den Eindruck, daß vieles um sie herum „unwirklich“ ist. Verhaltenstherapie ist in solchen Situationen besonders hilfreich, weil sie dazu einlädt, sich durch aktive Übungen (Konfrontation mit Angst erzeugenden Situationen) von der eigenen Wirksamkeit (Mächtigkeit) zu überzeugen. Laden Sie also die Angst zum Duell ein, indem Sie eine Woche lang jeden Tag dreißig Minuten lang für nichts anderes reservieren (bitte mit Stopuhr exakt einhalten!) als für ein Stell-Dich-ein mit Ihrer Angst. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ sollten Sie sich mit aller Kraft dafür einsetzen, in diesen 30 Minuten alle Symptome Ihrer Angst zu spüren und auszuleben. Anschließend stoppen Sie diese Gedanken und gehen sofort zu Ihrem normalen Alltag über. Meist gelingt nur wenigen Menschen das Kunststück, die Angst willentlich aus ihrem Versteck zu locken. Aber vielleicht schaffen Sie es ja.

 

Muttraining bis zur Langeweile (Angst in Routine verwandeln)

Der Erfolg vieler verhaltenstherapeutischer Übungen (Konfrontation mit Angst erzeugenden Situationen) scheitert daran, daß die Betroffenen schon nach wenigen Versuchen aufgeben, weil sie nur wenige (bleibende!) Erfolge sehen. Sie vergessen dabei, daß es keinem (!) auch noch so gesunden Menschen gelingt, ein eingeschliffenes Verhaltensmuster allein schon dadurch zu ändern, daß man sich nur einige wenige Male anders verhält. Wie zuverlässig konsequentes und häufiges Üben wirkt, veranschaulicht folgendes Beispiel: Stellen Sie sich einen Kriminalfilm vor, bei dem Sie das Gefühl bekommen, daß Ihnen vor Angst das Herz stehen bleibt, Ihnen der Schweiß ausbricht und Sie eine Gänsehaut bekommen. Glauben Sie, daß Sie in gleicher Weise auch dann noch reagieren werden, wenn Sie sich den gleichen Film zum 200. Mal angesehen haben? Ähnlich werden auch Ihre krankhaften Ängste schwinden und von Langeweile abgelöst werden, wenn Sie sich diesen nur häufig genug aussetzen und Sie zwischendurch nicht immer wieder die Angst auslösende Situation vermeiden (denn jede Vermeidung verstärkt erneut die Angst und zögert damit den endgültigen Erfolg hinaus).