¨ USA/Finnland.
Die Kette von Hinweisen auf das krankmachende Potential depressiver
Symptome reißt nicht ab (siehe ZNS-SPEKTRUM 2/98). Über eine weitere
Variante berichten S. A. Everson und Kollegen. Nach den Ergebnissen
ihrer Untersuchung müssen depressive Menschen vermehrt damit rechnen,
an einem Schlaganfall zu versterben. Somit scheint sich die Depression
immer mehr zu einem Risikofaktor zu profilieren, der nicht weniger ernst
zu nehmen ist als Zigarettenrauchen, ein erhöhter Blutdruck, Alkoholmißbrauch,
erhöhte Cholesterinspiegel, ein Diabetes mellitus oder Übergewicht.
Die von Everson und Mitarbeitern durchgeführte
Studie beobachtete 6.676 Personen über einen Zeitraum von fast 30
Jahren. Keine von ihnen litt zu Beginn der Untersuchung unter einem
Schlaganfall. Alle Teilnehmer hatten angegeben, inwieweit sie depressive
Symptome verspürten. Während des Beobachtungszeitraums verstarben 169
Personen an den Folgen eines Schlaganfalls. Unter den Betroffenen
befanden sich vermehrt (Faktor 1,66) Teilnehmer, die zu Beginn der
Studie 5 oder mehr depressive Symptome angegeben hatten. Auch nach Berücksichtigung
potentieller anderer Einflußfaktoren (wie Bildung, Alkoholkonsum,
Rauchverhalten, Körpergewicht, Bluthochdruck und Diabetes) blieb die
Wahrscheinlichkeit, an einem Apoplex zu versterben, signifikant erhöht
(Faktor 1,54).
Die amerikanischen Wissenschaftler
bezeichnen die Ergebnisse ihrer Studie als bislang „überzeugendsten
epidemiologischen Hinweis“ für einen signifikanten Zusammenhang
zwischen depressiven Symptomen und der Sterblichkeit an Schlaganfall.
Sie verleihen auch denjenigen früheren Untersuchungen Gewicht, die
bereits zur gleichen Schlußfolgerung gelangt waren. Vor diesem
Hintergrund betrachten es die Autoren als zwingend, depressive Symptome
zu erkennen und angemessen zu behandeln.
Auch eine Studie von T. Pulska und Kollegen
bestätigt das krankmachende Potential depressiver Symptome. Sechs Jahre
lang beobachteten die finnischen Wissenschaftler 29 ältere Personen (³
65 Jahre) mit einer Major Depression. Diese Gruppe verglichen sie mit
853 nicht-depressiven Personen vergleichbaren Alters. Wie in anderen
Untersuchungen war auch in dieser die Mortalität depressiver Patienten
signifikant erhöht. Die schlechtere körperliche Verfassung zu Beginn
der Beobachtungsphase konnte diesen Unterschied nicht erklären.
S.
A. Everson u.a.: Depressive symptoms and increased risk of stroke
mortality over a 29-year period. Arch. Intern. Med. 1998 (158)
1133-1138; T. Pulska et al.: Major depression as a predictor of
premature deaths in elderly people in Finnland: a community study. Acta
psychiatr. Scand. 1998 (97) 408-411
Fazit der
Redaktion: Die Fülle einschlägiger Studien fordert dazu auf,
depressive Symptome als Risikofaktor anzuerkennen (genau wie erhöhten
Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte oder Übergewicht). Künftig sollten
Vorsorgeuntersuchungen routinemäßig auch nach depressiven Symptomen
fahnden.