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Auf
den Kranken „ausstrahlen“
Untersuchungen zeigen,
wie stark Betreuer durch ihr Vorbild bzw. ihre Stimmung Demenz-Kranke
beeinflussen können. Demonstrieren die Betreuer Passivität (indem sie
etwa bei sozialen Veranstaltungen nur zuschauen, statt mitzumachen),
halten sich auch die von ihnen betreuten Patienten eher zurück. Dabei
ist das zwischenmenschliche Geschehen keineswegs einseitig: Umgekehrt
kann ein aktiver und zufriedener Kranker auch beim Betreuer
vergleichbare gute Gefühle erzeugen bzw. wird ein „unruhiger“
Patient über kurz oder lang auch den Betreuer „beunruhigen“.
Mit ethischen Konflikten leben lernen
Akzeptieren Sie, daß
Sie als Betreuer häufig
in kaum lösbare Konflikte geraten. Wie Sie sich auch entscheiden, immer
bleibt ein ungutes Gefühl zurück. Beispiel: Wer einem Demenz-Kranken
das Essen zwangsweise mit einem Löffel einflößt, glaubt, ihm Gewalt
anzutun. Wer statt dessen eine Infusion anlegt und den Kranken auf dem
Weg über ein venöses Blutgefäß ernährt, denkt, daß er den
Patienten verletzt. Wer sich für eine Sondenernährung entscheidet,
sieht sich mit der Sorge konfrontiert, daß er das Leiden des
Betreffenden unnötig verlängert. Verzichtet man auf alle diese
„Lösungen“, bleibt die Sorge, ob man nicht das Leben des Kranken
verkürzt.
„Leise“
Symptome beachten
Achten und reagieren
Sie nicht nur auf sozial besonders auffällige und störende Symptome
einer Demenz, unter denen vor allem die Umwelt leidet (wie
Aggressivität, Unruhe, Lärm). Als Hinweise auf ein schlechtes Befinden
des Kranken verdienen auch
die „leisen“ Zeichen Ihre Aufmerksamkeit, die besonders den Kranken
belasten. Dazu gehören depressive Symptome (gedrückte Stimmung,
Gefühl- und Antriebsarmut, Klagen, Weinen usw.). Im Gegensatz zur
Grunderkrankung sprechen solche Symptome oft sehr gut auf Medikamente
an.
Zur
Demenz stehen
Wenn Demenz-Betroffene
ihre Beeinträchtigungen wahrnehmen und im Kontakt mit anderen
ausdrücken, kann dies die gegenseitige Beziehung fördern: Symmetrie
und Selbstbewußtheit bleiben länger erhalten. Auf Versteckspiele und
Vortäuschungen kann verzichtet werden. Erfreulicherweise setzt sich die
Öffentlichkeit vermehrt mit Fragen der Demenz auseinander. Dies
verringert die Scheu, sich der Angst vor einem derartigen Leiden bewußt
zu stellen.
Streit riskieren
Kleine
Auseinandersetzungen zwischen Demenz-Kranken sind nicht per se
gefährlich. So zeigen die Streitenden ihre Lebendigkeit und eröffnen
sie sich eine Möglichkeit zu intensiven Empfindungen.
HelferInnenkreis
gründen: Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Angehörigenberatung
e.V. Nürnberg . Sie hat zur stundenweisen Entlastung pflegender
Angehöriger von Demenz-Kranken die Idee eines „HelferInnenkreises“
entwickelt. Dieses Angebot können Angehörige gegen eine
Aufwandsentschädigung von 15 DM pro Stunde nutzen. Die HelferInnen sind
keine (!) hauswirtschaftlichen Hilfskräfte und keine Pflegekräfte. Sie
wollen es den Angehörigen ermöglichen, das Haus beruhigt zu verlassen,
weil sie den Kranken in guter Obhut wissen. Vor ihrem ersten Einsatz
nehmen die HelferInnen an einer 40stündigen Schulung teil. Der Kurs ist
verpflichtend und vermittelt u.a. Kenntnisse zur häuslichen
Pflegesituation, zum Umgang mit Verwirrten, zu Kommunikationsformen
sowie eine Einführung in die ganzheitliche Pflege mittels ATL´s
(Aktivitäten des täglichen Lebens). Die HelferInnen werden durch
regelmäßige Supervisionsgespräche begleitet.