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Schweden.
Nach Ansicht von B. Jacobson und M. Bygdemann beginnt die Psychohygiene
bereits im Kreissaal. Indem man die Entbindung für Mutter und Kind so
angenehm wie möglich gestaltet, verhindert man möglicherweise, daß männliche
Neugeborene als Erwachsene sich mit harten Methoden das Leben nehmen. An
Schmerzmitteln sollte also nicht gespart werden.
Zu diesen überraschenden
Schlußfolgerungen gelangen die schwedischen Forscher aufgrund einer
fallkontrollierten Studie. In ihr verglichen sie die Geburtsverläufe
von 242 Personen, die sich selbst getötet hatten, mit den Geburten von
403 Geschwistern. Dieser Ansatz war möglich, weil alle
Studienteilnehmer in sieben Stockholmer Krankenhäusern zur Welt
gekommen waren, die Einzelheiten der Geburt sorgfältig dokumentiert
hatten. Die Auswertung ergab, daß unter traumatischen Bedingungen
geborene Männer sich fast fünffach häufiger suizidierten als
Personen, deren extrauterines Leben angenehmer begonnen hatte. Hatten
die Mütter mehrfach Opiate erhalten, ließ sich ein solcher
Zusammenhang nicht mehr nachweisen. Aber wie erklärt sich, daß nur Männer
von einem solchen Zusammenhang betroffen zu sein scheinen? Die
schwedischen Autoren vermuten, daß Neugeborene durch die Erlebnisse
ihrer Geburt „geprägt“ werden, wobei dieser Vorgang durch das männliche
Hormon Testosteron verstärkt wird. Jacobson und Bygdeman räumen
durchaus ein, daß der von ihnen beschriebene Zusammenhang nicht
zwingend ist. So sei unter anderem ja auch denkbar, daß Mütter
aufgrund einer schweren Geburt künftig anders mit ihren Kindern umgehen
und diesen erst dadurch den Weg in den Suizid bahnen.
Fazit: Zumindest plädiert
die schwedische Studie für eine frühzeitige Suizidprophylaxe, die -
aus welchen Gründen auch immer - sehr früh im Leben eines Menschen
ansetzen sollte.
B.
Jacobson, M. Bygdeman: Obstetric care and proneness of offspring to
suicide as adults: case controll study. Brit. med. J. (317) 1346-134