Großbritannien. Über
80 Prozent aller depressiven älteren Menschen leiden auch mehr oder
weniger stark unter Angst. Wie eine Studie von M. Kirby und Kollegen
nahelegt, hat diese Form der Komorbidität sogar Vorteile. Denn in ihrer
Untersuchung an 184 depressiven Personen mit einem Mindestalter von 65
Jahren erhielten rund doppelt so viele ängstlich-depressive Patienten
ein Psychopharmakon (und damit überhaupt eine gezielte Therapie) als
Depressive ohne begleitende Angstsymptome. Die Verordnung von
Antidepressiva verdoppelte sich allerdings nur dann (von 15,2 auf 33,3
Prozent), wenn zusätzlich auch die Kriterien einer Angstkrankheit erfüllt
waren. Bei leichteren Angstsymptomen erhöhte sich nur die Verordnungshäufigkeit
von Benzodiazepinen deutlich (von 15,2 auf 35,7 Prozent).
Fazit
für die Praxis: Die britischen Autoren folgern aus ihren Daten,
daß Altersdepressionen nur in einem verschwindend geringen Umfang überhaupt
therapiert werden, sofern nicht Angstsymptome „Lärm machen“ und
die Aufmerksamkeit von Ärzten auf das psychische Leiden lenken. Wenn
ältere Menschen sichtlich unter Angst leiden, sollte man sich also
immer fragen, ob hier nicht eine Altersdepression„Flagge zeigt“.
A.
Kirby u.a.: Influence of symptoms of anxiety on treatment of depression
in later life in primary care: questionnaire survey. Brit. Med. J. 1999
(318) 579-580