Großbritannien.
Bereits acht randomisierte kontrollierte Studien an rund 2.000 Patienten
belegen die Wirksamkeit und Verträglichkeit des neuen selektiven
Noradrenalinwiederaufnahmehemmers Reboxetin (Edronax®). Die
wissenschaftlich gebotene Selektion der Studienteilnehmer, die möglichst
keine zusätzlichen Erkrankungen haben sollten, läßt die
Untersuchungsergebnisse nicht global auf Alltagsbedingungen übertragen.
Denn in der Praxis hat man es häufiger mit multimorbiden Patienten zu
tun. Wie D. Baldwin und Kollegen jetzt auf der Grundlage von mehr als
250 Fallbeobachtungen feststellen, erfüllen die in der Praxis
gesammelten Erfahrungen voll und ganz die Erwartungen, die
wissenschaftliche Studien erweckt haben.
Die britischen Wissenschaftler
werteten die Behandlungsberichte von 34 Psychiatern aus, die
zusammengenommen mehr als 250 depressive Kranke mit Reboxetin behandelt
hatten (überwiegend in einer Dosis von 8 mg täglich). 50 Prozent der
Patienten hatten auf andere Maßnahmen bislang nicht ausreichend
angesprochen. Ebenfalls 50 Prozent litten unter weiteren psychischen
Problemen und rund 30 Prozent auch unter körperlichen Erkrankungen. Vor
Beginn der Reboxetin-Behandlung waren die Patienten im Durchschnitt
bereits rund 39 Wochen erkrankt, wobei mehr als die Hälfte während
dieser Zeit mindestens schon zwei andere Antidepressiva versucht hatte.
Trotz dieser schwierigen Ausgangssituation verbesserten sich bei rund
drei Viertel der Kranken sowohl die Symptomatik als auch die Aktivitäten
des täglichen Lebens in einer Weise, die von den Behandlern mit gut
oder sogar sehr gut bewertet wurde. Bei fast der Hälfte der
Reboxetin-Responder war eine deutliche Verbesserung schon zwischen der
ersten und zweiten Behandlungswoche zu registrieren.
D. Baldwin u.a.:
Reboxitine in the treatment of depression: Early clinical experience in
the UK. Int. J. Psych. Clin. Pract. 1998 (2) 195-201
Foto: Dr. David Baldwin