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Krankheitsunterscheidungen können blenden

von Jochen Preuß, Pharmacia & Upjohn GmbH, Erlangen
   
Neues „erkennen“ wir deshalb, weil es sich von unseren bisherigen Vorstellungen „unterscheidet“. Dabei vergessen wir leicht, dass wir die meisten „Unterschiede“ selbst eingeführt haben. Viele der von uns „unterschiedenen“ Konstrukte beginnen dann, ein Eigenleben zu führen und den Blick für das Ganze zu trüben. Bestes Beispiel sind die Klassifikationssysteme von Erkrankungen. Aus einem Wust an „pathologischen“ Phänomenen gliedern sie einzelne aus und erheben sie in den Rang von „Krankheiten“. Auf dieser selbst geschaffenen Basis werden dann „Komorbiditäten“ von der Wissenschaft „entdeckt“ (frei nach dem Motto: Wir finden die Ostereier, die wir zuvor selbst versteckt haben).

    Zu den noch rätselhaften „Komorbiditäten“ gehören der Morbus Parkinson und die Depression. Beide Phänomene erscheinen auf noch weitgehend unbekannte Weise miteinander verwoben. Sie beeinflussen sich offenbar gegenseitig. Die heutige Ausgabe des ZNS-SPEKTRUMs beschreibt diese Situation in mehreren Beiträgen und lädt ein, sich mit dem „Rätsel“ im Rahmen einer Gesamtschau gezielter zu befassen. Vielleicht ist die Depression ja nur unspezifischer Ausdruck des mit jedem schweren körperlichen Leiden einhergehenden „Krankheitsgefühls“ (siehe Titelbeitrag). Und der Morbus Parkinson ist eine besonders gravierende Erkrankung. Vielleicht ist vor allem „Energiemangel“ das zentrale

 

 Verbindungsglied zwischen der „Kraftlosigkeit“ der Depression und der „Lähmung“ des Morbus Parkinson. Dafür könnte sprechen, dass die beiden Neurotransmitter Dopamin (wichtig bei Parkinson) und Noradrenalin (wichtig bei Depression) aus der gleichen Aminosäure (Tyrosin) entstehen. Dabei wird zuerst Dopamin und dann aus diesem Noradrenalin synthetisiert. Beide Catecholamine wirken „sympathomimetisch“.

    Die Möglichkeiten zur Spekulation erscheinen fast unbegrenzt. Reizt es Sie nicht auch, das Puzzle unseres heutigen Spezialwissens etwas zusammenzufügen? Wir würden uns freuen, wenn die Beiträge dieses Heftes Sie dazu anregen könnten.