Deutschland.
Parkinson-Kranke profitieren davon, wenn sie sich zweimal in der Woche
jeweils eine Stunde lang intensiv körperlich belasten und dieses Programm
wenigstens 14 Wochen lang beibehalten. Dabei hat es sich bewährt, eine
Trainingseinheit in warmem Wasser durchzuführen. Vor Stürzen geschützt
können die Patienten ihren Körper bzw. dessen Rigidität lockern und den
Wasserwiderstand zur allgemeinen Muskelkräftigung nutzen. Die zweite
Trainingseinheit erfolgt in einer Turnhalle und konzentriert sich auf die
übrigen motorischen Fertigkeiten (wie Flexibilität, Koordination,
Gleichgewicht, Bewegungsbeginn und Gangmuster). Musik hilft dabei als äußerer
Stimulus, Bewegungsabläufe in Gang zu bringen. Geräte wie der Pezzi-Ball,
Gymnastikbälle und -seile sowie aufblasbare Luftballons (zum
Atemtraining) erweitern das Spektrum der Trainingsmöglichkeiten. Unter
diesem Konzept konnten die 16 Teilnehmer einer Studie von I. Reuter und
Kollegen deutlich Motorik und Stimmung
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verbessern. Alle litten
unter einem idiopathischen Morbus Parkinson leichter bis mittlerer
Schwere. Nach Abschluss des Trainings blieben alle erzielten Effekte bis
auf geringfügige Ausnahmen sechs Wochen lang stabil. Eine längere
Nachbeobachtung war nicht möglich, da die Patienten aufgrund ihrer
positiven Erfahrungen darauf bestanden, das Training wieder aufzunehmen.
Zur Überraschung der Untersucher berichteten sieben der acht von
Dyskinesien betroffenen Patienten, dass sogar diese Symptome an Schwere
und Dauer abnahmen. Dies galt sowohl für die Zeit der Trainingseinheit
als auch längerfristig.
Als Messinstrumente dienten die
UPDRS, die Columbia University Rating Scale (CURS) für
Parkinson-spezifische motorische Beeinträchtigungen, ein Basis-Test
motorischer Funktionen, der Mini Mental State Test, die
Befindlichkeits-Skala nach von Zeersen und das Sickness Impact Profile
(SIP) für subjektives Wohlbefinden. Die deutschen
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Wissenschaftler schließen
aus, dass die motorischen Verbesserungen lediglich Folge eines durch Sport
oder soziale Interaktionen verbesserten Befindens sindSie begründen dies
mit den Ergebnissen des Basis-Tests motorischer Funktionen, der nur wenige
subjektive Einflüsse zulässt.
Auch Reuter und Kollegen fragen
sich, wie die Besserungen von Dyskinesien unter dem Sportprogramm zu erklären
sind. Sie vermuten, dass körperliche Aktivität die Absorption von L-Dopa
verändert und damit vor allem sog. Peak-dose-Dyskinesien entgegenwirkt. Den
Erfolg ihrer Intervention führen die Autoren nicht zuletzt darauf zurück,
dass ihr Programm speziell auf die Probleme leicht bis mittelschwer
erkrankter Parkinson-Patienten zugeschnitten ist und sich in Gruppen bzw.
ambulant durchführen lässt.
I.
Reuter, M. Engelhardt, K. Stecker, H. Baas: Therapeutic value of exercise
training in Parkinson´s disease. Medicine & Science in Sports &
Exercise 1999 (31) 1544-1549
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