Japan.
Parkinson-Patienten leiden – besonders in fortgeschrittenen Stadien –
unter Schluckstörungen. Wie M. Nagaya und Kollegen in einer Studie an 10
Betroffenen und 12 gesunden Kontrollpersonen beobachteten, verbessert
offenbar schon ein einmaliges Training subjektiv und objektiv das
Schlucken. So berichteten immerhin 8 der 10 Patienten nach den Übungen,
dass ihnen das Schlucken jetzt leichter falle. Dieser subjektiv
registrierte Erfolg spiegelte sich in einer signifikanten Verkürzung der
dem Schluckreflex vorgeschalteten „prämotorischen Zeit“ wider.
Acht Teilnehmer befanden sich in einem Hoehn und Yahr-Stadium 3,
die beiden übrigen in einem Stadium 4. Alle nahmen L-Dopa ein und klagten
über Schluckstörungen. Letztere ließen sich röntgenologisch mit Hilfe
eines Barium-Brei-Schlucks objektivieren, wobei in 40 Prozent der Fälle
sogar aspiriert wurde. Am häufigsten waren häppchenweises Schlucken und
das Zurückbleiben von Speiseresten. Der Schluckreflex wurde myografisch
durch Ableitungen an den Unterkiefermuskeln des Halses erfasst. Besondere
Aufmerksamkeit galt der „prämotorischen Zeit (PMZ)“, die den Abstand
zwischen der Aufforderung zum Schlucken und der ersten
elektromyografischen Aktivität misst. Im Vergleich zu den gesunden
Kontrollpersonen war die PMZ bei den Parkinson-Kranken signifikant
verlängert. Die Dauer des Parkinson-Leidens schien keinen Einfluss auf
die PMZ zu haben. Das 20minütige Schlucktraining beinhaltete fünf
unterschiedliche Übungen, die alle mehrfach wiederholt wurden. Dabei galt
es, den Bewegungsraum der Zunge auszuschöpfen, die Zungenkraft zu
steigern (durch Druck der Zunge gegen Widerstand), die Luft anzuhalten, um
die Stimmbänder besser zu schließen, die Kehlkopfbewegung bewusst zu
steuern und die Hals-Schulterbeweglichkeit zu optimieren.
Während es bei den Parkinson-Patienten zu den beschriebenen
Verbesserungen kam, waren bei den 12 gesunden Kontrollpersonen keine
Veränderungen durch das „Schlucktraining“ zu registrieren. Weder bei
Patienten noch bei den Kontrollpersonen wirkte sich das Schlucktraining
auf den Schluckreflex aus. Die japanischen Wissenschaftler vermuten, dass
das Schlucktraining Rigidität und Hypokinesie der am Schluckakt
beteiligten Muskulatur verringerte und es den Patienten erleichterte, den
Schluckreflex schneller auszulösen. Da schon einmaliges Üben Erfolge
zeigt, plädieren Nagaya und Kollegen dafür, zumindest solchen
Parkinson-Kranken ein Schlucktraining zu ermöglichen, die beim Schlucken
unter Startschwierigkeiten leiden.
M.
Nagaya u.a.: Effect of swallowing training on swallowing disorders in
Parkinson´s disease. Scand.
J. Rehab. Med. 2000 (32) 11-15
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