Norwegen. Wenn Parkinson-Patienten in ein Pflegeheim
aufgenommen werden müssen, liegt dies nicht nur an vermehrten motorischen
Problemen und dem meist sehr hohen Alter der Kranken. Wie eine prospektive
Studie von D. Aarsland und Kollegen zeigt, können auch
neuropsychiatrische Symptome dazu beitragen, wie Halluzinationen und
Demenz. Von den letztgenannten verdienen vor allem Halluzinationen
besondere Aufmerksamkeit, weil es für sie durchaus wirksame Behandlungsmöglichkeiten
gibt. Mindestens einigen halluzinierenden Parkinson-Patienten könnte man
daher vielleicht die Aufnahme in ein Pflegeheim ersparen, indem man die
entsprechenden medikamentösen Möglichkeiten noch besser ausschöpft.
Zu diesen Schlussfolgerungen
gelangen Aarsland und Mitarbeiter aufgrund einer Studie an 178
Parkinson-Patienten, die ursprünglich in häuslicher Umgebung lebten und
zu Studienbeginn eingehend untersucht worden waren. Wie eine Überprüfung
nach Ablauf von vier Jahren zeigte, waren zwischenzeitlich 26,4 Prozent
der Kranken in ein Pflegeheim aufgenommen worden. Einige Faktoren schienen
dafür besonders verantwortlich zu zeichnen. So erhöhte sich das Risiko
einer stationären Pflegebedürftigkeit durch hohes Alter um den Faktor
3,5 und durch gesteigerte Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung um
den Faktor 2,7. Mit geringem Abstand folgten als weitere wichtige
Risikofaktoren Halluzinationen (Faktor: 2,5) und Demenz (Faktor: 2,3).
Halluzinationen erscheinen den
norwegischen Wissenschaftlern deshalb als besonders bedeutsamer
Risikofaktor, weil sie potentiell am besten zu beeinflussen sind und sich
bekanntlich extrem belastend auf Betreuungspersonen auswirken können.
Dabei ist den Autoren bewusst, wie kompliziert die Zusammenhänge
letztlich sind. So ist nicht auszuschließen, dass Halluzinationen
Ausdruck eines besonders schnellen Krankheitsverlaufs sein können. Ihrer
Behandlung sind dann Grenzen gesetzt. Auch ist denkbar, dass
Halluzinationen dazu führen können, dass Antiparkinson-Medikamente
reduziert werden. Wenn sich dann die motorische Situation verschlechtert
und die Patienten deshalb in ein Pflegeheim aufgenommen werden müssen,
fragt sich, wer letztlich der „Schuldige“ ist.
D.
Aarsland u.a.: Predictors of nursing home placement in Parkinson´s
disease: a population-based, prospective study. J.
Am. Geriatr. Soc. 2000 (48) 938-942
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