Kanada. Wie alle Arzneimittel müssen auch Antiparkinson-Medikamente ihre
Wirkung im Vergleich zu Placebo beweisen. Bei dieser Aufgabe haben sie es
möglicherweise schwerer als andere Arzneimittel, wie eine Studie von R. de
la Fuente-Fernández und Kollegen andeutet. Einiges spricht dafür, dass der
Placeboeffekt mit einer Freisetzung von Dopamin einhergeht. Denn Dopamin
ist ein wichtiger Botenstoff im Belohnungssystem des Gehirns.
Placebostudien können dieses System immer dann ansprechen, wenn der
Patient für seine Teilnahme als „Belohnung“ eine Besserung erwartet. Dabei
dürfte der Placeboeffekt besonders ausgeprägt sein, wenn der Teilnehmer
bereits erlebt hat, wie sich eine solche medikamentös bedingte Besserung
anfühlt bzw. auswirkt.
Für diese Annahmen führen die Autoren die Ergebnisse zweier Untersuchungen
an, die sie mit Hilfe der Positronenemissionstomografie (PET) bei sechs
Parkinson-Patienten durchgeführt hatten. Von diesen ermittelte eine offene
Studie das Bindungspotential radioaktiv markierten Racloprids an
Dopaminrezeptoren im Striatum der Patienten. In einer
placebokontrollierten Blindstudie wurde überprüft, inwieweit der
Dopaminagonist Apomorphin in der Lage ist, das radiomarkierte Racloprid
von Dopaminrezeptoren zu verdrängen. Dabei zeigte sich, dass die
Raclopridbindung unter Placebo im Nucleus caudatus um 17 Prozent und im
Putamen um 19 Prozent abgenommen hatte. In diesem Umfang war Racloprid
offenbar von endogen freigesetztem Dopamin verdrängt worden.
Interessanterweise war der Effekt vergleichbar mit der Wirkung von
Apomorphin, unter dem die Racloprid-Bindung je nach Dosis (0,03 oder 0,06
mg/kg) um 14 bzw. 26 Prozent sank. Patienten, die unter Placebo eine
Wirkung verspürten, zeigten höhere Racloprid-Verdrängungswerte (z.B. 22
Prozent im Putamen) als solche, die keinen Effekt registrierten (12
Prozent im Putamen). Der Placeboeffekt scheint also mit dem Ausmaß der
Dopaminfreisetzung zu korrelieren und alles andere als bloße Einbildung zu
sein.
R. de la Fuente-Fernández u.a.: Expectation and dopamine
release: mechanism of the placebo effect in Parkinson´s disease. Science
2001 (293) 1164-1166
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