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Im Rollstuhlfahrrad aus der Depression

USA. Viele Pflegeheimbewohner leiden unter Depressionen, die häufig nicht erkannt und oft unzureichend behandelt werden. Eine von Susanne Fitzsimmons vorgestellte Studie zeigt, dass die Situation der Betroffenen keineswegs hoffnungslos ist. Originelle Interventionen können sie rasch und eindrucksvoll bessern. So hellte sich in der US-amerikanischen Untersuchung die depressive Verstimmung von 19 Pflegeheimbewohnern innerhalb von 14 Tagen hochsignifikant auf, nachdem diese an fünf Tagen der Woche jeweils 15 Minuten auf einem Rollstuhlfahrrad (s. Abb.) unterwegs gewesen waren. Vorher bzw. anschließend hatten sie sich 45 Minuten lang mit jeweils drei anderen „Sportkollegen“ über ihre Erfahrungen rund um das Radfahren ausgetauscht.

     Während der auf der Geriatric Depression Scale gemessene Score bei 20 Kontrollpatienten der gleichen Pflegeeinrichtung im Verlauf der zwei Wochen von durchschnittlich 7,95 auf 8,65 anstieg, sank er bei den Rollstuhlfahrradfahrern hochsignifikant von 7,68 auf 4,21. Schon innerhalb der ersten Tage des Programms beobachtete das Pflegepersonal, dass die „Rollstuhlfahradsportler“ häufiger ihre Zimmer verließen, unternehmungsfreudiger wurden und sich lebhafter ausdrückten. Obwohl Männer besonders begeistert („mit glänzenden Augen“) auf das Angebot mit den Rollstuhlfahrrädern ansprachen, besserte sich die Depression der weiblichen Fahrerinnen noch deutlicher als die der männlichen (Unterschied: 0,82 Punkte). Vermehrt profitierten auch demenzkranke Patienten und Pflegeheimbewohner, deren Depression bislang übersehen worden war bzw. die noch keine Antidepressiva erhalten hatten. Die Mitarbeitern der Einrichtung nahmen das Programm ebenfalls begeistert an. Viele ließen sich freiwillig schulen und nutzten ihre Pausenzeiten, um Rollstuhlfahradfahrer zu betreuen.

S. Fitzsimmons: Easy rider wheelchair biking. Journal of Gerontological Nursing 2001 (Ausgabe Mai) 14-23