Niederlande. Paradoxerweise scheinen Frauen davon zu profitieren, wenn sie
im Alter zwischen 47 und 54 Jahren vermehrt unter depressiven Symptome
leiden. Im Vergleich zu depressionsfreien Frauen haben sie offenbar ein
rund 70 Prozent geringeres Risiko, nach zwei Jahren oder später an
Brustkrebs zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Studie
von N. Nyklíček und Mitarbeitern. Zwischen September 1994 und Oktober 1995
hatten sich in der niederländischen Stadt Eindhoven 5.191 Einwohnerinnen
der Jahrgänge 1941 bis 1947 unter anderem auf der Edinburgh Depression
Scale eingestuft. Anschließend verfolgten die Autoren fünf Jahre lang mit
Hilfe des städtischen Krebsregisters, wie häufig es zu neuen
Brustkrebserkrankungen kam. Dabei zeigte sich, dass Frauen mit einem
erhöhten Depressionsscore (14 Punkte und mehr) signifikant seltener (p =
0,04) ein Mammakarzinom entwickelten als Frauen ohne derartige seelische
Probleme. Die Depressionssymptomatik wirkte um so „protektiver“ je
ausgeprägter sie war. Nyklíček und Kollegen räumen ein, dass ihre
Beobachtung den Ergebnissen anderer Studien widerspricht und eine
schlüssige Erklärung für das beschriebene Phänomen noch fehlt. Zu den
Stärken der niederländischen Studie gehört, dass sie 15 weitere
potenzielle Einflussfaktoren einbezog und die Ergebnisse entsprechend
bereinigte.
N. Nyklíček u.a.:
Depression and the lower risk for breast cancer development in middle-aged
women: a prospective study. Psychological Medicine 2003 (33) 1111-1117
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