USA.
Menschen mit Schizophrenie können Emotionen in fremden Gesichtern deutlich
schlechter wahrnehmen als Gesunde. Dies gilt besonders für Angst und Ekel.
Offenbar hilft es ihnen im Vergleich zu Gesunden weitaus weniger, wenn der
emotionale Gesichtsausdruck verstärkt wird. Auch neutrale Gesichter
verbinden sie auf andere Weise mit Emotionen als Kontrollpersonen, nämlich
häufiger mit Ekel und seltener mit Freude. Somit scheinen schizophrene
Patienten nicht nur im akuten psychotischen Schub neutrale Vorgänge zu
verkennen, die entsprechende Tendenz scheint sich auch in stabilen Phasen
der Erkrankung bemerkbar zu machen.
Zu diesen Ergebnissen und Schlussfolgerungen gelangen C. G. Kohler und
Mitarbeiter in einer Studie an 28 ambulant behandelten Patienten mit
Schizophrenie und 61 gesunden Kontrollpersonen. Alle
Untersuchungsteilnehmer unterzogen sich einem Emotionsunterscheidungstest,
der ihnen auf einem Computerbildschirm Gesichter mit unterschiedlichem
Emotionsausdruck präsentierte. Dabei variierten sowohl die Qualität
(Glück, Traurigkeit, Ärger,
Angst, Ekel, neutral) als auch die Quantität (schwach, intensiv) des
Gesichtsausdrucks.
Den Autoren fiel auf, dass Angst von allen dargestellten Emotionen am
schlechtesten erkannt wurde. Sie führen dies unter anderem darauf zurück,
dass bei schizophrenen Patienten Strukturen des mittleren Temporallappens
beeinträchtigt sind, die an der zerebralen Verarbeitung von Angst
mitwirken. Interessanterweise wird auch ein anderes für die
Angstverarbeitung wichtiges Hirnzentrum (Mandelkern) bei ihnen
vergleichsweise seltener aktiviert, wenn es darum geht, positive von
negativen Emotionen zu unterscheiden.
C. G. Kohler u.a.: Facial emotion recognition in
schizophrenia: intensity effects and error pattern.
Am. J. Psychiatry 2003
(160) 1768-1774 |