USA. Was in Deutschland noch nicht einmal diskutiert wird, ist in den
Vereinigten Staaten von Amerika längst Geschäftsalltag: Wer wissen möchte,
ob er an einer Alzheimer-Demenz leidet, kann sich problemlos einen „Alzheimer´s
Home Screening Test“ (AHST) kaufen. Dieser enthält 12 Riechproben und
basiert auf dem Prinzip, dass die Alzheimer-Demenz gehäuft mit einem
Nachlassen des Riechvermögens einhergeht.
Wie fragwürdig ein solches Angebot ist, erläutern J. F. Kier und V.
Molinari in einem kritischen Beitrag. Die Autoren weisen insbesondere
darauf hin, dass normale Konsumenten nicht zwischen „Screening“ und
„Diagnose“ unterscheiden können. Fällt der Test positiv aus, laufen sie
Gefahr, dies als Diagnose anzusehen. Dabei gibt es mindestens 20
verschiedene Ursachen, die mit einer Einschränkung des Riechvermögens
einhergehen können. Hinzu kommt, dass Laien – besonders wenn sie aufgeregt
sind – vermehrt Fehler bei der Testdurchführung machen, was die Rate
falsch positiver und falsch negativer Ergebnisse in die Höhe schraubt.
Weiterhin kritisieren Kier und Molinari, dass der AHST nicht validiert ist
und dass seine Grenzen nicht schon auf der Packung, sondern erst im Inhalt
dargestellt werden. Auch teilt das Testpaket keine Beratungstelefonnummer
mit, an die sich Kunden wenden können, falls sie das Testergebnis nicht
verkraften. Schließlich eröffnet der Test Missbrauchsmöglichkeiten für den
Fall, dass Verwandte oder Arbeitgeber ihn einsetzen, um den Getesteten
anschließend mit bestimmten Konsequenzen konfrontieren zu können. Es mag
sehr wünschenswert sein, Demenzen in ihrem Frühstadium zu erkennen, meinen
die Autoren. Der beschriebene häusliche Alzheimer-Selbsttest ist dafür
jedenfalls kaum geeignet.
F.
J. Kier u.a.: „Do-it-yourself“ dementia testing: issues regarding an
Alzheimer´s Home Screening Test. The Gerontologist 2003 (43) 295-301 |