Kanada. Vielfach geht man davon aus, dass an Epilepsie leidende Frauen
damit rechnen müssen, dass sie vermehrt missgebildete Kinder gebären.
Diese Sorge bezieht sich auch auf werdende Mütter, die während der
Schwangerschaft keine Antiepileptika einnehmen. Eine Metaanalyse von 10
einschlägigen Studien entwarnt die letztgenannten: Danach haben
unbehandelte von Epilepsie betroffene Schwangere kein erhöhtes Risiko, ein
körperbehindertes Kind auf die Welt zu bringen.
Die von S. Fried und
Kollegen durchgeführte Studie ermittelte die Missbildungsraten bei Kindern
von 400 unbehandelten und 1.443 medikamentös behandelten epilepsiekranken
Frauen. Sie verglich diese mit den Verhältnissen bei Kindern von 2.492
bzw. 2.526 gesunden Müttern. Unbehandelte Mütter mit Epilepsie hatten kein
erhöhtes Risiko, körperlich behinderte Kinder zu gebären. Zwar hatten die
Autoren im ersten Durchgang eine etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit
errechnet (Odds Ratio = 1,92). Eine genauere Analyse führte diese jedoch
auf einen systematischen Fehler bei der Datengewichtung zurück.
Korrigierte Berechnungen lieferten dann ein eindeutig beruhigendes
Ergebnis (Odds Ratio = 0,99). Dagegen zeigte sich bei antiepileptisch
behandelten Schwangeren, dass diese deutlich häufiger missgebildete Kinder
bekamen (Odds Ratio = 3,26) als neurologisch gesunde Mütter.
Die Autoren räumen
ein, dass die erwähnten Ergebnisse relativ grob sind, da sie nicht
zwischen einzelnen Epilepsieformen differenzieren. Sie schließen nicht
aus, dass die unter Antiepileptika beobachtete erhöhte Missbildungsrate
nicht unbedingt oder ausschließlich mit der medikamentösen Behandlung
zusammenhängt. So ist die letztere möglicherweise nur ein Indikator für
eine besonders schwere Form der Epilepsie, die ihrerseits unter Umstände
mehr zum Missbildungsrisiko beiträgt als die Medikation. Leider fehlen
auch Hinweise dazu, wie häufig es in den Schwangerschaften überhaupt zu
epileptischen Anfällen gekommen war.
S.
Fried u. a.: Malformation rates in children of women with untreated
epilepsy. Drug Safety 2004 (27) 197-202 |