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Angriffe Schizophrenie-Kranker


Großbritannien. Jeder vierte Patient mit chronischer Schizophrenie wird im Lauf von zwei Jahren wenigstens einmal handgreiflich. Unter ihnen finden sich vor allem Personen,

-  die vor nicht allzu langer Zeit schon einmal andere angegriffen haben,

-  die bereits wegen Gewalttätigkeit verurteilt wurden,

- die in ihrer Kindheit besondere Erziehungsmaßnahmen genossen haben und/oder

- Alkoholmissbrauch betreiben.

Dagegen scheint ein niedriger Intelligenzquotient Handgreiflichkeiten nicht zu beeinflussen.

     Diese Rückschlüsse ziehen E. Walsh und Kollegen aus einer prospektiven Studie, in der sie 171 Schizophrenie-Kranke (davon 65 Prozent Männer) vor und nach Ablauf von zwei Jahren untersuchten. Außerdem wurden Betreuer und die einschlägigen Akten befragt. Alle Teilnehmer waren chronisch erkrankt (Durchschnitt: 11 Jahre) und mindestens schon zweimal aufgrund psychotischer Symptome stationär behandelt worden. In die Auswertung flossen alle „Angriffe“ mit Körperkontakt ein (unabhängig von dessen Ausmaß und möglichen Verletzungen).

    Während Gewalttätigkeiten in der Normalbevölkerung vor allem auf das Konto von Männern gehen (90 Prozent), unternahmen schizophrene Männer und Frauen in der vorliegenden Studie fast gleich häufig körperliche Angriffe (27 bzw. 23 Prozent). Die Autoren greifen die Tatsache auf, dass viele Gewalttäter schon in Kindheit und Jugend besonderen Erziehungsmaßnahmen ausgesetzt waren, und werten dies als Vorbeugungsmöglichkeit:. Denn für Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Schizophrenie-Risiko könnte man durchaus geeignetere Erziehungsmethoden entwickeln.

    Walsh und Kollegen bestätigen die Beobachtung, dass Schizophrenie-Kranke vermehrt zu Gewalttätigkeit neigen. Allerdings gilt dies nicht für die Gesamtheit der Patienten, sondern nur für einen kleineren Teil. Da in ihrer eigenen Studie eine Kontrollgruppe fehlte, bleibt offen, ob die registrierten Handgreiflichkeiten wesentlich vom Verhalten Gesunder abweichen.

E. Walsh u. a.: Predicting violence in schizophrenia: a prospective study. Schizophrenia Research 2004 (67) 247-252