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Der Depression weglaufen: Bewegungstipps

Vorbemerkung: Bewegung und Sport wirken nachweislich „antidepressiv“. Während Medikamente („Antidepressiva“) meist zwei bis drei Wochen benötigen, um einen spürbaren Effekt zu entwickeln, fühlen sich die meisten Depressiven schon nach dem ersten Training wohler. So wie eine einzelne Tablette auf Dauer wenig nutzt, hilft jedoch auch Sport nur dann nachhaltig, wenn man ihn regelmäßig ausübt (mindestens drei- bis viermal in der Woche für jeweils 30 bis 60 Minuten). Wissenschaftlich belegt ist der antidepressive Effekt für Ausdauersportarten, insbesondere für „Joggen“. Entscheidend ist offenbar, dass der Puls lange genug erhöht bleibt. Dadurch kann der Körper den Stoffwechsel umstellen und wichtige Hormone freisetzen. Sport verhilft auch zu Erfolgserlebnissen (die Depressiven oft fehlen) und zu einem beweglichen, kräftigen und ausdauernden Körper, in dem man sich einfach wohlfühlen „muss“. Wie neue Forschungsergebnisse zeigen, scheint vermehrte Bewegung im Gehirn zudem Stoffe freizusetzen, welche die Neubildung und Neuvernetzung von Nervenzellen fördern.

Trotz Unlust anfangen

Viele Depressive denken „Sobald ich mich besser fühle, werde ich mich mehr bewegen“. Weitaus sinnvoller ist jedoch der umgekehrte Ansatz: Bewegen Sie sich und Sie werden spüren, dass Sie sich gerade dadurch schon wohler fühlen. Obwohl Sie bei sportlicher Betätigung Energie verausgaben, werden Sie sich nach jeder Trainingseinheit vitaler erleben als vor dieser.

Vernünftig loslaufen und pausieren (Intervallprinzip)

Steigern Sie Dauer und Intensität Ihres Trainings langsam. Als Sportanfänger sollten Sie mit 25- bis 35-minütigen Einheiten beginnen und deren Dauer alle 3 Wochen um 5 bis 10 Minuten verlängern. Für Jogger: Beginnen Sie mit schnellem Gehen und wechseln Sie nach 2 bis 3 Minuten in einen langsamen Lauf über. Behalten Sie dieses Tempo möglichst 5 Minuten lang bei, bevor Sie wieder eine Gehphase einschieben. Bleiben Sie stehen und gönnen Sie sich eine zwei- bis dreiminütige Pause, wenn Sie den Wunsch dazu verspüren. Dehnen Sie während solcher Stopps besonders Waden- und Oberschenkelmuskulatur. Machen Sie zum Stretching der Waden einen sog. Ausfallschritt und stützen Sie sich mit den Armen gegen einen Baum. Halten Sie diese Position 20 bis 25 Sekunden lang, ohne zu wippen, zu zerren oder Schmerzgrenzen zu überschreiten. Ergreifen Sie zum Dehnen der vorderen Oberschenkelmuskulatur das Fußgelenk der gleichen Seite (während Sie auf einem Bein stehen und sich an einem Baum stützen) und führen Sie die Ferse bis zum Gesäß. Erspüren Sie die Dehnung! Laufen Sie nach dieser „aktiven“ Pause erneut los und wiederholen Sie den soeben beschriebenen Ablauf drei- bis viermal.

Dem Herz folgen (Belastungsintensität)

Orientieren Sie die Intensität Ihres Ausdauertrainings an der Herzfrequenz. Beim Jogging sollte der Puls Fortgeschrittener pro Minute um die 130 Schläge, derjenige von Anfängern um die 140 Schläge betragen. Für Radfahrer empfiehlt es sich, bei einer im Vergleich dazu um 10 bis 15 Schläge niedrigeren Frequenz zu trainieren. Mit Hilfe von „Sportuhren“ lässt sich die eigene Herzfrequenz problemlos messen. Solche Geräte sind mittlerweile nicht nur im Sportfachhandel verfügbar, sondern auch in Supermärkten preisgünstig erhältlich. Wer keine Sportuhr besitzt, kann den sogenannten "Atem-Schritt"-Rhythmus einhalten und so das Herz vor Überlastung schützen. Bei dieser Methode atmet man auf die ersten 4 Schritte ein und auf die folgenden 4 Schritte aus. Nach kurzer Zeit stellt sich dann ein sehr langsames Lauftempo ein.

Häufig, regelmäßig und unter geeigneten Bedingungen Sport treiben

Trainieren Sie mindestens zwei- bis dreimal (optimalerweise: viermal) pro Woche. Schließen Sie sich einem „Lauftreff“ in Ihrer Nähe an, um sich gegenseitig zu motivieren. Bitten Sie Ihren Hausarzt um eine sportmedizinische Untersuchung, wenn Sie 35 Jahre oder älter sind. Gönnen Sie sich qualitativ hochwertige Laufschuhe mit gut dämpfender Sohle (lieber eine halbe Nummer größer als sonst). Bevorzugen Sie Laufstrecken mit weichem Untergrund (Gras, Waldboden, Asche). Trainieren Sie nicht, wenn Sie einen Infekt haben oder die Außentemperatur weniger als 5 Grad oder mehr als 30 Grad C beträgt. Tragen Sie bei kühler Witterung zusätzlich zum T-Shirt einen Pullover oder eine Jacke aus atmungsaktivem Material. Ernähren Sie sich vitamin- und kohlenhydratreich. Laufen Sie nicht mit vollem Magen (Essen Sie zwei Stunden vorher nichts mehr!). Ersetzen Sie die durch Schwitzen verlorene Flüssigkeit möglichst mit Fruchtsäften, Mineralwasser, Malzbier oder Elektrolytgetränken; Cola, Tee, Kaffee und Alkohol sind dafür ungeeignet.