Australien. Viele Migräne-Kranke
weisen auch in der Zeit zwischen zwei Migräneanfällen phasenweise Defizite
in ihren Gesichtsfeldern auf. Wie eine Studie von A. M. McKendrick und. R.
Badcock andeutet, bessert sich dieses Problem nicht unbedingt mit
zunehmendem zeitlichen Abstand vom letzten Migräneanfall.
Die Autoren überprüften bei 22
Migräne-Patienten und einer gleich großen Zahl von Kontrollpersonen, wie
sich die Empfindlichkeit der Gesichtsfelder im Zeitverlauf ändert. Als
Testmethoden dienten zwei Formen der Perimetrie (SAP = Standard Automated
Perimetry, TMP = Temporal Modulation Perimetry). Während sich bei
Kontrollpersonen keine Auffälligkeiten zeigten, waren die bei
Migränepatienten mittels TMP erhobenen Werte einen Tag nach einem
Migräneanfall signifikant schlechter als die zuvor gemessenen
Ausgangswerte. Dies bedeutet, dass die allgemeine
Gesichtsfeldempfindlichkeit abgenommen und die Zahl von
Gesichtsfeldbereichen mit verminderter Empfindlichkeit zugenommen hatte.
Eine Wiederholungsuntersuchung nach einer Woche nichts lieferte die
gleichen Befunde. Obwohl sich im Gruppendurchschnitt bei den mittels SAP
erhobenen Werten keine pathologischen Abweichungen fanden, gab es doch
einzelne Augen für die dies zutraf.
Nach Ansicht der Autoren sind die
hier beschriebenen periodisch auftretenden und offenbar relativ lange
anhaltenden Empfindlichkeitseinbußen in Gesichtsfeldern Migränekranker
bedeutsam. Immerhin sollen bis zu 15 Prozent der Bevölkerung unter Migräne
leiden. Bei diesen Personen können augenärztliche Untersuchungen zu
Fehldiagnosen oder Fehlbeurteilungen führen, wenn das neurologische
Grundleiden nicht bekannt ist. Interessanterweise leiden Glaukompatienten
weit überdurchschnittlich unter Migräne (30 Prozent!), wobei mögliche
Zusammenhänge zwischen beiden Erkrankungen unklar sind. Deshalb lässt sich
auch nicht vorhersagen, ob eine erfolgreiche Prophylaxe und Behandlung der
Migräne einem späteren Glaukom vorbeugen kann. Auch die Ursache der
beschriebenen Gesichtsfeldbeeinträchtigungen ist unbekannt. Nach Ansicht
von McKendrick und Badcock kommen am ehesten periphere
Durchblutungsstörungen in Betracht (z. B. im Bereich des Sehnerven).
Aufgrund ihrer Studie regen die Autoren an, die Normwerte für
Gesichtsfeldprüfungen neu zu bestimmen und dabei Migräne-Betroffene
auszuschließen. Angesichts der Vielzahl von Migräne-Kranken ist zu
vermuten, dass sich die geltenden Normen auch auf Daten von
Migräne-Patienten stützen und daher unnötig breit streuen.
A. M. McKendrick
et al.: Decreased visual field sensitivity measured 1 day, the 1 week,
after migraine. Investigative Ophthalmology & Visual Science 2004 (45)
1061-1070 |