....ist schwer! Wer kennt
diese Erfahrung nicht. Dennoch beruht so gut wie jeder „Fortschritt“
besonders auf der Fähigkeit, eingefahrene Muster verlassen zu können.
Trotzdem halten viele Menschen lieber an alten Gewohnheiten fest, treu dem
Motto „Lieber das gewohnte Gefängnis als die unvertraute Freiheit“. Dem
Neuroscience Spektrum ist es seit jeher ein Anliegen, mit Hilfe seiner
Beiträge an lieb gewonnenen Gewohnheiten zu rütteln, die Augen für
mögliche Alternative zu schärfen und die Dinge aus unterschiedlichen
Blickwinkeln zu betrachten.
Auch in dieser
Ausgabe finden sich zahlreiche Texte, die dem beschriebenen Anspruch
Rechnung tragen wollen. Unter anderem werfen sie folgende Fragen auf: Was
wissen wir wirklich über „Spontanheilungen“ und „natürliche Verläufe“ bei
Schizophrenie und Epilepsie? Hilft Licht bei mehr als nur der
„Winterdepression“? Lässt sich Migräne tatsächlich „wegoperieren“? Werden
Migräne-Attacken abgefangen, wenn die Betroffenen schon bei den aller
ersten Vorzeichen Eletriptan einnehmen? Können Computer Depressionen
lindern? Ist eine telepsychiatrische Behandlung bei Depressionen wirksam?
Mit den beiden
letztgenannten Fragestellungen spricht das Neuroscience Spektrum
Entwicklungen an, in denen Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten mit
einem modernen Gesundheitssystem deutlich hinterher hinkt. So ist es in
den USA schon seit längerem üblich, insbesondere auch depressive Patienten
telefonisch oder per E-Mail zu betreuen. Immer mehr Versicherungen gehen
dort bereits dazu über, E-Mail-Konsultationen ähnlich gut zu honorieren
wie eine „Life-Konsultation“. Dagegen findet sich in dem am 1. April 2005
in Kraft getretenen neuen EBM unter den Definitionen des
Arzt-Patienten-Kontakts (Abschnitt I 4.1 und I 4.2) nicht einmal der
Begriff der E-Mail. Hier scheint die Entwicklung im reinen
„Telefonzeitalter“ stehen geblieben zu sein.
Auch unter einem
anderen Gesichtspunkt wirkt das Kürzel „EBM“ mitunter innovationshemmend:
Die Evidence Based Medicine billigt der „Erfahrung“ nur einen relativ
geringen Evidenzgrad zu (im Gegensatz zur kontrollierten Studie). Dabei
beginnt medizinischer Fortschritt fast immer mit der Erfahrung einzelner
und lassen sich viele Spezialfragen nicht mit umfangreichen kontrollierten
Untersuchungen klären. Aus diesem Grund widmet das Neuroscience Spektrum
auch der „Erfahrung“ genügend Raum, nicht zuletzt solchen Erfahrungen, die
im Umgang mit Arzneimitteln gesammelt werden.
Eine in diesem Sinne
anregende Lektüre und Mut zu neuen Wegen wünscht Ihnen
Ihre Pfizer Pharma GmbH |