Dänemark. Wenn Frauen aus
kosmetischen Gründen eine operative Brustvergrößerung wünschen, sollte der
Bitte erst nach einer ausreichenden psychiatrischen Diagnostik gefolgt
werden. Denn Trägerinnen von Brustimplantaten nehmen sich dreimal so
häufig selbst das Leben wie altersentsprechende Frauen der
Normalbevölkerung. Dies erklärt, warum ihr Sterblichkeitsrisiko um den
Faktor 1,3 erhöht ist. Die seelische Problematik scheint jedoch weniger
Folge als vielmehr Ursache der Brustvergrößerung zu sein. Denn
überproportional viele Frauen waren bereits vor dem operativen Eingriff in
einem psychiatrischen Krankenhaus behandelt worden.
Zu diesen und weiteren
Ergebnissen gelangten P. H. Jacobsen und Mitarbeiter in einer
umfangreichen Studie. Sie ging der Frage nach, wie häufig es bei folgenden
Frauengruppen zu Suiziden und zu stationären Behandlung vor den jeweiligen
kosmetischen Operationen gekommen war: (a) 2.761 Frauen, die sich in
öffentlichen oder privaten Kliniken die Brust hatten vergrößern lassen,
(b) 7.071 Frauen, bei denen in öffentlichen Krankenhäusern die Brust
verkleinert worden war und (c) 1.736 Frauen, die sich aus anderen
kosmetischen Gründen als einer Brustvergrößerung in einer privaten Klinik
einer Behandlung unterzogen hatten. Alle Angaben stammten aus staatlichen
Datenbanken.
Neben den schon
eingangs erwähnten Feststellungen führte die Auswertung zu folgenden
Erkenntnissen:
1.
Rund 8 Prozent aller Frauen mit
einem Brustimplantat waren zuvor stationär psychiatrisch behandelt worden.
Entsprechendes traf nur auf 4,7 Prozent der Frauen zu, die sich einer
Brustverkleinerung unterzogen hatten. Von den 14 Suizidopfern mit
Brustimplantaten waren sogar 50 Prozent vor der Operation in einer
psychiatrischen Klinik gewesen. Bei den 22 Frauen die sich nach einer
Brustverkleinerung selbst getötet hatten, war der entsprechende Anteil nur
etwa halb so groß (27 Prozent).
2.
Nach einer Brustverkleinerung
war das Suizidrisiko zwar ebenfalls etwas erhöht (Faktor: 1,6), insgesamt
war die allgemeine Sterblichkeit aber deutlich geringer (Faktor: 0,7).
Auch die Sterblichkeit aus speziellen Gründen war in diesen Fällen
teilweise niedriger, beispielsweise für Brustkrebs um den Faktor 0,4.
3.
Für Frauen mit Brustimplantaten
fand sich keine erhöhte Krebssterblichkeit (insbesondere auch nicht an
Brustkrebs).
Nach Ansicht der Autoren
liefert ihre Studie klare Hinweise auf ein gehäuftes Vorliegen von
psychiatrischen Leiden bei Frauen, die eine Brustvergrößerung wünschen.
Sie raten daher dringend dazu, vor einer solchen Operation psychiatrische
Erkrankungen sorgfältig auszuschließen.
P. H. Jacobsen u. a.: Mortality and suicide among Danish women with
cosmetic breast implants. Arch. Intern. Med.
2004 (164) 2450-2455 |