Österreich. Entfernung
des M. corrugator supercilii lindert Migräne
Der M. corrugator
supercilii trägt zum Annähern der Augenbrauen und zum Runzeln der
Nasenwurzel- und Stirnhaut bei. Wie Erfahrungen von F. Dirnberger und K.
Becker an 60 operierten Migräne-Patienten andeuten, scheint die Entfernung
dieses Muskels eine Migräne deutlich bessern zu können. Immerhin 28,3
Prozent der entsprechend behandelten Kranken waren anschließend von ihrer
Migräne befreit und 40 Prozent registrierten zumindest eine deutliche
Besserung. Patienten mit leichteren Migräne-Beschwerden profitierten am
meisten von der Operation. Dirnberger und Berger vermuten, dass der M.
corrugator supercilii bei Migräne-Patienten auf den Nervus
supratrochlearis drückt und so Migräne-Attacken triggert. Dafür sprechen
Einzelfallbeobachtungen, in denen Patienten durch Druck auf den
beschriebenen Bereich Migräne-Anfälle auslösten. Der Plastische Chirurg
Dirnberger wurde zu seiner Studie stimuliert, weil er auch von Migräne
betroffen war und sich selbst erfolgreich der beschriebenen Methode
unterzogen hatte.
F.
Dirnberger u. a.: Surgical treatment of migraine headaches by corrugator
muscle resection. Plast. Reconstr. Surg. 2004 (114) 652-659
Italien. Nutzen von
transkranieller Magnetstimulation bei Migräne
Über gute Erfahrungen mit
hochfrequenter repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) bei
Migräne-Kranken berichten F. Brighina und Kollegen. Die italienischen
Wissenschaftler hatten 11 Migräne-Patienten randomisiert entweder mit
echter oder mit simulierter rTMS behandelt. Jeder Teilnehmer wurde
zwölfmal im Abstand von jeweils zwei Tagen über der dorsolateralen
präfrontalen Hirnrinde behandelt. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass
dieser Hirnbereich schmerzhemmende Wirkungen entfaltet und hochfrequente
rTMS die Erregbarkeit der betreffenden Region erhöht. Im Vergleich zum
Monat vor der Behandlung verbesserten sich sowohl im Therapiezeitraum als
auch im Folgemonat die Hauptprüfkriterien signifikant (Anfallhäufigkeit,
Migräneindex, Medikationsbedarf).
F.
Brighina u. a.: rTMS of the prefrontal cortex in the treatment of chronic
migraine: a pilot study. Journal of the Neurologic Sciences 2004 (227)
67-71
USA. Komplettremission:
Vergleich von Eletriptan mit Sumatriptan
Die komplette Beseitigung
aller Symptome ist sicherlich das überzeugendste Erfolgskriterium einer
Migräne-Behandlung. Von einer Komplettremission spricht man speziell dann,
wenn nach 2 Stunden völlige Schmerzfreiheit eingetreten ist, keinerlei
Begleitsymptome zu diesem Zeitpunkt mehr bestehen und der Betreffende
wieder in allen Bereichen normal funktioniert. Wie N. T. Mathew und
Kollegen in der retrospektiven Auswertung einer Vergleichsstudie
aufzeigen, erfüllen bereits nach zwei Stunden signifikant mehr Patienten
dieses Kriterium unter 40 mg Eletriptan (31,1 Prozent) als unter Placebo
(5,0 Prozent, p< 0,0001) oder 100 mg Sumatriptan (24,0 Prozent, p <
0,001). Nach 24 Stunden bestehen diese Unterschiede weiterhin (40 mg
Eletriptan: 21,2 Prozent, 100 mg Sumatriptan: 14,3 Prozent, Placebo: 3,3
Prozent). In der Doppelblindstudie hatten 769 Patienten 40 mg Eleptriptan,
784 Patienten 100 mg Sumatriptan und 394 Patienten Placebo zur Behandlung
einer akuten Migräne-Attacke erhalten.
N. T. Mathew u. a.: Comparative efficacy of eletriptan and sumatriptan
using a stringent outcome measure: complete symptom remission in migraine.
Poster PC.24 auf dem 15.
Migraine Trust International Symposium,
London, 22.-23.09.2004. Cephalagia 2004 (24)
798
Niederlande. Vermehrt
kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Migräne-Patienten
Im Vergleich zur
Normalbevölkerung rauchen Migräne-Kranke häufiger (Odds Ratio = OR =
1,43). Dafür trinken sie weniger Alkohol (OR = 0,58). Vergleichsweise
berichten sie häufiger darüber, dass ihre Eltern schon früh einen
Herzinfarkt erlitten haben. Wer unter Migräne mit Aura leidet, weist noch
deutlichere Risikofaktoren auf, wie z. B. ein ungünstiges
Cholesterinprofil (OR = 1,43 für erhöhtes Gesamtcholesterin; OR = 1,64 für
ein über 5 erhöhtes Verhältnis zwischen Gesamtcholesterin und HDL). Nicht
zuletzt neigen Personen dieser Gruppe zu erhöhtem Blutdruck (OR = 1,76)
und einem frühen Eintreten einer koronaren Herzkrankheit oder eines
Schlaganfalls (OR = 3,96). Zu diesen Feststellungen gelangen A. I. Scher
in einer Studie, in der sie 620 Migräne-Patienten und 5.135
Kontrollpersonen im Hinblick auf kardiovaskuläre Risikofaktoren
miteinander verglichen. Fazit: Bei Migräne-Patienten sollten auch
kardiovaskuläre Risikofaktoren überprüft und gegebenenfalls beeinflusst
werden.
A.
I. Scher u. a.: Cardiovascular risk factors and migraine. The GEM
population-based study. Neurology 2005 (64) 614-620
USA. Umgang mit Triptan-Nonrespondern
Obwohl Triptane
erfreulicherweise in bis zu 70 Prozent der Fälle wirken, müssen immer noch
drei von 10 Migräne-Patienten mit einem unzureichenden Effekt rechnen. Für
diesen Fall empfiehlt D. W. Dodick, auf ein anderes Triptan zu wechseln.
So sprachen 25 bis 81 Prozent derjenigen Migräne-Kranken auf ein neues
Triptan an, denen mit Sumatriptan nicht geholfen werden konnte. Leider
lässt sich nicht vorhersagen, wer aus welchem Triptan den größten Nutzen
ziehen wird. Dodick rät daher, mehrere Triptane im Therapiearsenal
vorzuhalten und deren Effekt immer an eindeutigen Erfolgskriterien zu
überprüfen. Treten diese nicht ein, sollte ein Triptanwechsel erwogen
werden.
D. W. Dodick: Triptan
nonresponder studies: implications für clinical practice. Headache 2005
(45) 156-162 |